Spätestens seit 2015 ist ein Anstieg an Publikationen zu verzeichnen, die sich psychischen Belastungen von Geflüchteten widmen, wobei die Gruppe der unbegleiteten jungen Geflüchteten als besonders schutzbedürftig und vulnerabel für psychische Auffälligkeiten beschrieben wird. Fluchtphasenmodelle gehen von potentiell traumatisierenden Ereignissen im Herkunftsland, während der Flucht und im Aufnahmeland als mögliche Ursachen für psychische Belastungen aus, vernachlässigen jedoch im Fall von minderjährigen oder jungen volljährigen Geflüchteten die Besonderheiten der Adoleszenzphase, in der viele Jugendliche, unabhängig von ihrer Herkunft, mit einer Reihe von wichtigen Entwicklungsaufgaben konfrontiert sind. Die vorliegende Arbeit stellt eine theoretische Erweiterung von Fluchtphasenmodellen um adoleszenzspezifische Entwicklungsanforderungen aus einer kultursensiblen Perspektive dar und nimmt eine Spezifizierung dieser Modelle für junge unbegleitete Geflüchtete vor.